Holzspäne fliegen durch die Luft und die Motorsäge heult auf. Überall liegen Bretter, Nägel und altes Metall. Während der jetzigen Winterarbeiten an der Holzachterbahn „The Bandit“ werden insgesamt 200 Meter der Schienen ausgetauscht. Dieser Prozess, das sogenannte Retracking, findet schon seit 2012 statt. Man will den Fahrkomfort der Gäste erhöhen, die Sicherheit ist aber immer gewährleistet. „Das alte Holz hat noch eine sehr gute Grundsubstanz, auf den neuen Schienen läuft der Zug allerdings wieder etwas ruhiger“ sagt Carsten Prang, Manager Rides and Mechanic.
Auf der Baustelle arbeiten momentan zehn Zimmermänner, darunter zwei traditionelle Wandergesellen. Über ihrem Arbeitsplatz hängt eine große Plane, so sind sie vor Regen geschützt und das Holz wird nicht all zu rutschig. Mit voller Montur starten die Handwerker ziemlich früh in den Tag. Sie sind über das ganze Gerüst gesichert, tragen einen Helm, Schutzbrille und Ohrenschützer.
Die Holzachterbahn im Movie Park Germany war die erste in Deutschland. Wie bereits zu Baubeginn 1999, gibt es heute auch noch große Sicherheitsstandards, die zu erfüllen sind. „Die strengsten weltweit“, bezeugt Carsten Prang. DIN13814 nennt sich die Prüfungsverordnung von Fahrgeschäften. Kontrolliert wird die Einhaltung technischer Standards. Diese werden durch den TÜV genauestens geprüft.
Seit Saisonende wurden schon mehrere Teilstücke der Schiene von „The Bandit“ ausgetauscht. Dabei lösen die Handwerker die Metallschienen komplett vom Untergrund und tragen die acht Holzebenen darunter stufenförmig ab. Altes und neues Holz wird wie auf einer Treppe neu zusammengesetzt.
Es handelt sich bei dem verwendeten Holz nicht um irgendein Holz. Man benutzt eine sehr gute, gereifte Mischung aus Kiefer und Oregon Pine. Der Baum muss langsam und hoch gewachsen sein, damit sein Holz für den Bau einer Holzachterbahn in Frage kommt. Denn nur wenn die Jahresringe eng beieinander liegen, besitzt das Holz die nötige Stärke und Festigkeit.
Das Holz der Kiefer wird als Meterware geliefert und von der Fachfirma Cordes aus Rotenburg zurechtgebogen. Mit Hochdruck wird daran gearbeitet, die Schienen der unteren Kurven von „The Bandit“ neu entstehen zu lassen. Sie werden aus neuem Metall dem Holz entsprechend geformt, bevor sie dann final auf die neu konzipierte Holzkonstruktionen geschraubt werden. Durch eine Nummerierung der Metallschienen stellt man sicher, dass die neuen Schienen wieder an die selbe Stelle kommen wie ihre Vorgänger.
Warum werden ausgerechnet die beiden unteren Kurven erneuert? „Anhand von Beschleunigungsmessungen haben wir uns zuvor die Vibrationen auf den Schienen angeschaut. Die beiden unteren Kurven sind die schnellsten und damit auch die mit den meisten Vibrationen“, so der Leiter der Mechanik.
„Prinzipiell ist es bei einer Holzachterbahn einfach so, dass sie mehr ruckelt als eine Stahlachterbahn. Das gehört eben einfach zum Fahrgeschäft dazu. Ich vergleiche das immer mit einem Oldtimer und einem neuen Sportwagen. Beide fahren exzellent und sicher, aber sie erwarten doch nicht, dass der Oldtimer das gleiche Fahrgefühl vermittelt wie der Sportwagen?“
Das ganze Team hofft, noch vor Schnee und Frost mit der Arbeit am Bandit fertig zu sein. Im März öffnet der Park wieder seine Pforten und die Gäste können das überarbeitete, aber immer noch nostalgische Fahrgefühl der Holzachterbahn erleben.